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Heute Abend werden wir über ein wunderbares Thema reden. Ich habe ein wenig mehr von eurer Zeit in Anspruch genommen, als in gewissem Sinne vorgesehen war, aber ich wollte euch über das informieren, was ich getan habe, deshalb werden wir jetzt versuchen, den Rest in der Zeit abzuhandeln, die uns noch bleibt. Bitte schlagt eure Bibeln bei Römer 8 auf – Römer 8. Wir werden dort mit einer sehr vertrauten Offenbarung Gottes beginnen.

Vers 28, der uns allen vertraut ist, ist ein guter Ausgangspunkt dafür. Römer 8,28: „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, die er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, die er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht.“

In unseren Studien über Lehren der Bibel haben wir über Vorwissen oder Vorsehung geredet. Wir haben über Vorherbestimmung, auch die Lehre der Auserwählung genannt, geredet. Wir haben ein wenig über Rechtfertigung geredet. Und wir werden über Verherrlichung reden. Aber ich möchte, dass ihr euch heute Abend zusammen mit mir auf ein ganz bestimmtes Wort konzentriert – auf „berufen … berufen.“ In Vers 28 heißt es „die [...] berufen sind.“ In Vers 30: „Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, die er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt.“

Eines der einfachsten Wörter der deutschen Sprache ist das Wort „rufen“. Wir alle verstehen dieses Wort. Wir verwenden es täglich. Es gehört zu den häufig gebrauchten Wörtern in unserem Wortschatz. Wir rufen unsere Kinder zum Essen und hoffen, dass sie auf diesen Ruf reagieren. Oder wir rufen unseren Mann zum Essen und hoffen, dass er darauf reagiert. Wir rufen unsere Freunde an und hoffen, dass sie ihre Anrufe nicht über den Anrufbeantworter abhören, sondern den Anruf selbst beantworten. Ein wenig wichtiger wird es, wenn eine Gemeinde einen Pastor beruft und hofft, dass er das Angebot, ihr Hirte zu sein, annehmen wird. Und wenn euer Chef euch (an)ruft, ist das ebenso dringlich. Ich weiß noch, dass ich als Kind mal ins Büro des Schulleiters gerufen wurde. Und an der Uni habe ich mal einen Zettel erhalten, mit dem ich sofort zum Büro des Dekans gerufen wurde. Einige von euch sind schon mal von einem Gericht vorgeladen worden. Eine Vorladung ist ein Aufruf, den ihr wirklich nicht ignorieren solltet, denn wenn ihr von einem Gericht vorgeladen werdet, solltet ihr wohl lieber dort erscheinen, ansonsten erhaltet ihr unter Umständen Besuch von Vollzugsbeamten.

Etwas stärker als eine einfache Vorladung ist vielleicht eine Zwangsvorladung. Eine Zwangsvorladung ist eine Vorladung, die der bezeichneten Person gebietet zu erscheinen, unter Androhung einer Strafe bei Nichterscheinen. Es gibt also alle möglichen Arten von Rufen, Aufrufen oder Berufungen. Es gibt diese ganz einfachen Rufe, die man bescheiden aussendet, damit jemand zu Tisch kommt, oder diese Anrufe, die ihr in der Hoffnung tätigt, dass jemand ans Telefon geht, bis zu den weitaus schwer wiegenderen von eurem Chef, einer Gemeinde, dem Büro des Schulleiters oder eine Vorladung von einem Gericht bzw. eine Zwangsvorladung unter Strafandrohung bei Nichterscheinen. Es gibt also zunehmend eindringlichere Arten von Rufen.

Aber in all diesen Fällen könnt ihr euch immer noch entscheiden, sie zu ignorieren. Ihr könnt euch jedem dieser Rufe widersetzen, euren eigenen Weg gehen und tun, was ihr wollt. Aber die Schrift offenbart eine Wahrheit über einen Ruf, eine Vorladung oder Aufforderung, die wir nicht ignorieren können und der wir uns nicht widersetzen können. Sie ist die hartnäckige Aufforderung Gottes. Es ist eine Zwangsvorladung, in seinem Gericht vor ihm zu erscheinen, um für gerecht erklärt zu werden, damit euch alle Sünden vergeben werden und ihr von jeglichem Gericht oder jeglicher Verurteilung freigesprochen werdet. Das ist die Berufung, um die es in Römer 8 geht. Es ist ein Ruf, der uns rechtfertigt. Es ist ein Ruf, der im Einklang mit einer göttlichen Absicht kommt. Es ist ein Ruf, der an diejenigen ergeht, die vorherbestimmt sind, die auserwählt sind. Es ist ein Ruf, der durch Rechtfertigung zu ewiger Herrlichkeit führt. Theologen haben das als effektive Berufung bezeichnet, als wirksame Berufung, als maßgebliche Berufung, als entscheidende Berufung, als schlüssige Berufung, als funktionsfähige und unwiderstehliche Berufung. Es ist die Berufung zum Heil. Es ist die göttliche Vorladung. Es ist die göttliche Zwangsvorladung, nicht für eine Verurteilung und Bestrafung, sondern damit ihr als gerecht erklärt werden könnt, frei von Verdammnis, vergeben. Es ist die Berufung zum Heil.

Die Frage ist, ob diese Berufung verleugnet werden kann? Kann man ihr widerstehen? Gibt es in diesem Zusammenhang so etwas wie Ungehorsam oder Verweigerung? Nun, in Vers 30 heißt es: „Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen.“ Diese Berufung ist also beschränkt auf diejenigen, die auserwählt sind. Wir reden hier nicht von einer allgemeinen Berufung, von einem allumfassenden Aufruf zum Evangelium, der Art von allgemeiner Berufung, von der der Apostel Paulus redet, wenn er den Propheten aus dem Alten Testament zitiert, und wir reden hier auch nicht über die Worte aus Matthäus 22, in denen es heißt: „Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ Wir reden hier nicht von dem, was man als den allgemeinen Ruf des Evangeliums bezeichnen könnte, die allgemeine, nach außen gerichtete Einladung des Evangeliums. Wir reden hier über etwas, das nur zu den Vorherbestimmten kommt und zur Rechtfertigung führt. Und deshalb wird es als „wirksame Berufung“ bezeichnet.

Ich möchte, dass ihr hier das Wort „berufen“ unter die Lupe nehmt. Es ist Teil einer Gruppe von Wörtern, die der Wurzel kaleo entstammen … kaleo. Kaleo bedeutet „in jemandes Gegenwart rufen“ oder „vorladen“. Es wird zum Beispiel in Matthäus 2,7 verwendet, wo wir lesen: „Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich.“ Das Wort kann auch in weniger ernsthaften Umständen verwendet werden, aber in der Schrift ist es das Wort, das für Vorladungen verwendet wird. Es ist sogar so deskriptiv, dass wir als Gläubige als „die Berufenen“ bezeichnet werden. Wir sind die Berufenen, die Gemeinde ist die ekklesia, nicht von kaleo, sondern von ek-kaleo. Kaleo bedeutet „vorgeladen werden“, ek-kaleo ist ein noch stärkeres Wort, eine stärkere Vorladung, „herausgerufen werden“ und die Gemeinde wird dann zum Substantiv dieses Verbs, also „die Herausberufenen“. Wenn ihr also fragt, was eine Gemeinde ist, dann ist es die Versammlung der Berufenen, der Vorgeladenen.

Das wird in der Schrift immer wieder deutlich, nicht nur in Römer 8. Ich möchte eine kleine Bibelstudie mit euch machen. Geht einmal zurück zu Römer 1. Ich denke ihr werdet das genießen, es wird euer Verständnis auf wunderbare Weise erweitern. Paulus sagt in Römer 1,1: „Paulus, Knecht Jesu Christi, berufener Apostel, ausgesondert für das Evangelium Gottes.“ Er ist eine gute Wahl, um diese Art von Berufung zu betrachten, denn als Gott den Apostel Paulus berief, war das eine souveräne, göttliche, gnädige und unwiderstehliche Aufforderung. Er wurde in den Schmutz auf der Straße nach Damaskus geworfen und konnte nicht anders, als auf diese Berufung zu reagieren. Er wird als Apostel berufen. Weiter unten in Versen 5 und 6 spricht er über Glaubensgehorsam, dem Evangelium gehorsam sein, „unter denen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi.“ Ihr seid „Berufene Jesu Christi -an alle in Rom anwesenden geliebten Gottes, an die berufenen Heiligen.“ Ihr seid die Berufenen, die Heiligen, die Herausberufenen.

Schlagt einmal 1. Korinther 1,1 auf; auch hier steht wieder „Paulus, berufener Apostel“. Er meint damit nicht, dass das sein Titel ist, sondern dass er von Gott berufen wurde, dass er durch Gottes Willen zum Apostel Jesu Christi berufen wurde. Und auch hier war das nicht etwas, dem er widerstehen konnte. Vers 2: „An die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in Christus Jesus, an die berufenen Heiligen.“ Was auch immer also diese Berufung ist, sie macht euch zum Heiligen. In Römer 8 werdet ihr dadurch gerechtfertigt. Hier werdet ihr dadurch geheiligt. Und weiter unten in Vers 9 heißt es: „Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.“ Ihr wurdet zur Gemeinschaft berufen, die ihr mit dem Herrn Jesus Christus genießt, und ihr wurdet von Gott dazu berufen. Weiter in Vers 23: „… verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber“, hier kommt es wieder, „die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ Folgt jetzt bitte diesem Gedankengang. Wenn ihr zu den Berufenen gehört, dann wird Christus bei seiner Verkündigung als Gekreuzigter für euch die Kraft und Weisheit Gottes. Für die Juden ist er ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit, aber für die Berufenen, seien sie Juden oder Heiden, ist Christus die Kraft Gottes und die Weisheit Gottes.

Das ist eine Berufung, die den einzelnen Berufenen zu einem Teil der Berufenen, der ekklesia, macht. Vers 26: „Seht doch eure Berufung an, ihr Brüder. Da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt.“ Und hier habt ihr eure Berufung Brüder; es ist eine Berufung, die auf der Tatsache basiert, dass Gott erwählt hat … Gott hat erwählt. Vers 30 fasst das mit folgenden Worten zusammen: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus.“ Christus wird für euch die Weisheit Gottes in Gerechtigkeit und die Heiligung und Erlösung; er hat euch aus freien Stücken erwählt, ihr seid die Vorherbestimmten und er hat euch berufen. Wen auch immer er vorherbestimmt, den beruft er und wen immer er beruft, den rechtfertigt und verherrlicht er. Wir reden hier also von einer Berufung in die Gemeinschaft der Heiligen, in die Gemeinschaft mit seinem Sohn.

Schlagt bitte einmal Galater Kapitel 1 auf, um zu sehen, wie gleich bleibend diese Wahrheit ist.

In Galater 1,6 sagt Paulus: „Mich wundert …“ – die Galater waren abgeirrt, wurden von falschen Lehrern in die Irre geführt, hielten sich aber für Gläubige.

 Er sagt: „Mich wundert, daß ihr euch so schnell abwenden laßt von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat.“ Und er sagt hier, dass Gott euch zu sich berufen hat, euch zu sich vorgeladen hat durch die Gnade Christi, und ich wundere mich, dass ihr euch davon abwendet, dass ihr einem trügerischen, verzerrten und anderen Evangelium hinterherjagt. Weiter unten in Vers 11 sagt er: „Ich lasse euch aber wissen, Brüder, daß das von mir verkündigte Evangelium nicht von Menschen stammt; ich habe es auch nicht von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi. Denn ihr habt von meinem ehemaligen Wandel im Judentum gehört, daß ich die Gemeinde Gottes über die Maßen verfolgte und sie zerstörte und im Judentum viele […] übertraf.“ Darüber haben wir heute früh geredet, nicht wahr? Wenn ihr im Judentum vorankommen wollt, tötet Christen. So leidenschaftlich waren sie in Bezug auf ihre Religion. Im Judentum übertraf er also „... viele meiner Altersgenossen in meinem Geschlecht [...] durch übermäßigen Eifer für die Überlieferungen meiner Väter. Als es aber Gott, der mich vom Mutterleib an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, wohlgefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren“, als es Gott gefiel, streckte er seine Hand nach Paulus aus, in dem Wissen, dass alles vorherbestimmt war, schon vom Mutterleib an, und er berief ihn durch seine Gnade, als es ihm wohlgefiel, „seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn durch das Evangelium unter den Heiden verkündigte ...“

Paulus verstand, dass Gott ihn am Schlafittchen gepackt hatte, zur Herrlichkeit Christi auferweckt hatte, ihn errettet und zu einem Apostel gemacht hatte. Betrachtet einmal Epheser Kapitel 4, damit ihr erneut sehen könnt, dass diese Sprache im Neuen Testament sehr geläufig ist. Epheser 4,1: „So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, daß ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid.“ Das kann keine allgemeine Berufung sein. Das kann keine Berufung sein, die man entweder annehmen oder ablehnen kann. Das ist eine Berufung, zu der ihr berufen worden seid und die verlangt, dass ihr euer Leben auf eine ganz bestimmte Art und Weise führt. Es ist also eine verwandelnde Berufung, eine rechtfertigende, heiligende Berufung, die von euch verlangt, dass ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens. Das ist dieser eine „Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, über allen und durch allen und in euch allen.“ Das ist eine Berufung zum Heil und nichts anderes. Das ist eine Berufung zu dem einen Leib, dem einen Geist, der einen Hoffnung, dem einen Herrn, dem einen Glauben, der einen Taufe, dem einen Gott und dem einen Vater aller. Es ist eine Berufung, die als Reaktion einen würdigen Lebenswandel erwartet. Wann immer ihr im Neuen Testament das Konzept einer Berufung zum Heil seht, ist das immer diese wirksame, maßgebliche, funktionsfähige, errettende Berufung.

Schlagt bitte einmal Kolosser 3,15 auf. Dort steht in einem sehr vertrauten Vers: „Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen; zu diesem seid ihr ja auch berufen in einem Leib.“ Auch hier wurdet ihr wieder in den Leib Christi berufen, ihr wurdet zum Frieden durch Christus berufen, der jetzt in euren Herzen regiert. Schlagt jetzt bitte einmal 1. Thessalonicher 2 auf. Auch hier sagt Paulus dasselbe wie in Epheser 4, nämlich: „… daß ihr so wandeln sollt, wie es Gottes würdig ist“, hört jetzt gut zu, „der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft.“ Das ist ein Aufruf zur Gemeinschaft. Das ist ein Aufruf zu einer Beziehung mit Jesus Christus. Das ist ein Aufruf zur Heiligkeit. Das ist ein Aufruf zum Leib Christi, sich dem einen Geist, dem einen Herrn, dem einen Glauben, dem einen Gott und Vater von uns allen anzuschließen. Und das ist eine Berufung zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit. Ich sage es noch einmal, und die Theologen, die das Wort Gottes in seiner prächtigen Einfachheit verstehen, haben es schon immer gesagt: „Das ist eine errettende Berufung.“ Das ist eine göttliche Vorladung; ich nenne es gerne die hartnäckige Aufforderung Gottes. In 2. Thessalonicher Kapitel 2, Vers 13 sagt Paulus: „Wir aber sind es Gott schuldig, allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, daß Gott euch von Anfang an zur Errettung erwählt hat.“ Das ist die großartige Lehre der Auserwählung.  Gott hat euch von Anfang an erwählt, vor Anbeginn der Zeit, in seinen Ratschlüssen von alters her, im Rahmen der Dreieinigkeit; Gott hat euch „in der Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit“, Vers 14, „wozu er euch berufen hat…“. Ihr wurdet berufen, weil ihr auserwählt wart. Ihr wurdet berufen, weil ihr von Anfang an zur Errettung auserwählt wart. Ihr wurdet auserwählt, im Geist geheiligt zu werden, ihr wurdet auserwählt, Glauben in die Wahrheit zu setzen, und er hat euch durch unser Evangelium dazu berufen, „damit ihr die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus erlangt.“ Da seht ihr es noch einmal – Auserwählung führte zu einer Berufung, die wiederum zur Errettung, Rechtfertigung, Heiligung und endgültigen Verherrlichung führte.

Und noch einmal Vers 14: „… wozu er euch berufen hat durch unser Evangelium.“ Was ist dieses „wozu“? „Damit ihr die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus erlangt.“ Lasst uns das noch einmal alles zusammenfassen. Wen auch immer der Herr beruft, den beruft er in sein Reich, wen auch immer er beruft, den beruft er zur Errettung, den beruft er zum Glauben an die Wahrheit, den beruft er zur Heiligung des Geistes und den beruft er zur ewigen Herrlichkeit. Das ist, nochmals, eine errettende Berufung.

In 2. Timotheus 1,9 sind die beiden Dinge hier zu Parallelen gemacht: „Er [Gott] hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf“, das ist dieselbe Sache, zweimal unterschiedlich ausgedrückt. „Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf.“ Da steht nicht, dass Gott uns mit einem heiligen Ruf berufen hat und er uns errettet hat, weil wir darauf reagiert haben – das steht da nicht. Da steht, er hat uns errettet, und das bedeutet, dass er uns mit einem heiligen Ruf berufen hat – „nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde.“ Da seht ihr es wieder. Er beruft, wen er vorherbestimmt und auserwählt - eine unmissverständliche Lehre der Schrift.

In 1. Petrus 2,9 findet sich ein sehr tiefschürfender Vers. Dort heißt es: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk“, das sind einfach großartige Bezeichnungen, „ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht.“ Ich denke, wenn ihr künftig eure Bibel studiert, wird euch das Wort „berufen“ jedes Mal, wenn ihr es in den Episteln seht, ins Auge springen. Das ist kein Wunschdenken Gottes, um euch zu berufen, es ist nicht so, als würde man die Kinder zum Essen rufen. Das ist eine wirksame, effektive, maßgebliche und funktionsfähige Berufung. Er hat euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen. Er hat euch nicht aus der Finsternis berufen in der Hoffnung, ihr würdet seinem Ruf folgen. Er hat euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen. Dorthin seid ihr gegangen, als er euch berufen hat. Als er euch berufen hat, hat er euch in sein Gericht gerufen und wurdet dort für gerecht erklärt. Als er euch berufen hat, seid ihr in seinen Leib gekommen und zu einem Teil des Leibes Christi geworden. Als er euch berufen hat, seid ihr in die Gemeinschaft gekommen. Als er euch berufen hat, seid ihr heilig geworden. Als er euch berufen hat, wurdet ihr geheiligt. Als er euch berufen hat, dann deshalb, damit ihr am Ende verherrlicht werden würdet. In Vers 21 heißt es, dass ihr für diesen Zweck berufen wurdet, damit ihr den Fußstapfen Christi nachfolgt. Es war eine Berufung, euer Leben nach dem Vorbild des Heilands zu leben. In Kapitel 3,8-9 lesen wir: „Endlich aber seid alle gleichgesinnt, mitfühlend, voll brüderlicher Liebe, barmherzig, gütig! Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr wißt, daß ihr dazu berufen seid, Segen zu erben.“ Das ist eine Berufung, die euch zu einem Menschen gemacht hat, der ein Segen sein könnte. Das ist eine Berufung, die euch ein Leben gegeben hat, das ihr würdig wandeln sollt. Diese Berufung hat eine Wirkung.

Kapitel 5 ist fantastisch, 1. Petrus 5,10. „Der Gott aller Gnade aber, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus …“ Was für eine Aussage. Gott hat euch zur Rechtfertigung berufen. Er hat euch zur Heiligung und Heiligkeit berufen. Er hat euch zur Gemeinschaft mit den Heiligen berufen. Er hat euch dazu berufen, ein gottesfürchtiges und tugendhaftes Leben zu führen, eurer Berufung würdig zu wandeln und seinem Namen Ehre zu machen. Und er hat euch zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus berufen. Er hat euch berufen, weil er euch zu diesem Zweck auserwählt und vorherbestimmt hat. In 2. Petrus 1,2-3 heißt es: „Gnade und Friede werde euch mehr und mehr zuteil in der Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus! Da seine göttliche Kraft uns alles geschenkt hat, was zum Leben und [zum Wandel in] Gottesfurcht dient, durch die Erkenntnis dessen“, hört genau hin, „der uns berufen hat durch [seine] Herrlichkeit und Tugend.“  Er hat uns durch seine Herrlichkeit berufen. Er hat uns durch seine Tugend berufen. Und er hat uns alles gegeben, was zum Leben und zur Gottesfurcht gehört. Das ist einfach verblüffend. Der Prediger kann Leute zur Buße aufrufen, er kann an die Leute appellieren, zum Heil in Christus zu kommen, wir können unser Bestes geben, Propheten und Apostel haben das getan und Prediger tun es noch immer. Das ist der große nach außen gerichtete Appell, ganz anders als der nach innen gerichtete Appell, der uns rettet.

Und hier noch einmal der Unterschied in Hebräer 3,1. Hier ist der Unterschied in Kapitel 3, Vers 1: „Daher, ihr heiligen Brüder“, ich liebe das, ich muss euch häufiger so nennen, es ist wahr, es ist wahr, es ist alles wahr, abgesondert, ihr, denen euch Gerechtigkeit zugerechnet wurde, „daher, ihr heiligen Brüder“, hier kommt’s, „die ihr Anteil habt an“ … was? Wie lautet das Wort? „… der himmlischen Berufung.“ Wir reden hier nicht von dem Prediger, wir reden von Gott. Das ist eine göttliche Berufung, eine himmlische Berufung. Ihr seid heilig aufgrund dieser göttlichen Berufung. Das ist eine prächtige Wahrheit – eine prächtige Wahrheit, diese Berufung. Das ist nicht schwer verständlich, oder? Das ist überall und es gibt noch mehr … es gibt noch mehr.

Worüber reden wir hier? Wir reden von einer Berufung Gottes, die zur Errettung eines Menschen führt.

Und ich sage es noch einmal. Jede Verwendung des Wortes „berufen“ im Hinblick auf die Errettung in den Episteln des Neuen Testaments bezieht sich nicht auf eine allgemeine, nach außen gerichtete Berufung, sondern auf eine spezifische, nach innen gerichtete, wirksame Berufung durch Gott. In diesem Sinne ist es eine hartnäckige Aufforderung Gottes, auf die ihr reagieren werdet. Deshalb haben Theologen es auch „unwiderstehliche Gnade“ genannt. Ich mag das Wort „Berufung“ lieber. Und mir gefällt die Vorstellung einer hartnäckigen Aufforderung, weil das Gottes standhaftes, errettendes Werk betont, statt den Widerstand des Menschen. Aber dennoch passt es zu der Zusammenfassung der unwiderstehlichen Gnade in Calvins Theologie. Wenn Gott einen Sünder retten will und einen Sünder aus der Finsternis in sein wunderbares Licht beruft, stellt sich die Frage, ob der Sünder dem widerstehen kann. Übrigens ist mir gerade 1. Korinther 7,17 eingefallen, das will ich nicht auslassen: „Doch wie Gott es jedem einzelnen zugeteilt hat, wie der Herr jeden einzelnen berufen hat, so wandle er!“ Hier geht es darum, ob man ledig oder verheiratet oder was auch immer ist, aber auch das weist darauf hin, dass Gott es jedem zugeteilt hat; da steht, dass Gott es jedem Einzelnen zugeteilt hat, was nichts anderes bedeutet, als dass Gott jeden Einzelnen berufen hat. Was wir hier in dem Wort „Berufung“ haben, lässt sich also mit dem Wort „zugeteilt“ vergleichen. Gott hat das nach seinem eigenen Ratschluss vor Anbeginn der Zeit vorherbestimmt, er hat manchen Errettung zugeteilt und streckt ihnen die Hand aus durch diese Berufung. Er ruft sie aus der Finsternis heraus. Er ruft sie aus ihrem Unglauben heraus, er ruft sie aus der Verwirrung und dem Chaos heraus, er ruft sie aus der Sünde und Unheiligkeit heraus. Das ist Gottes souveräne, errettende Berufung. Und er übt seine Kraft unnachgiebig aus, damit der auserwählte Sünder vor sein Gericht kommt, eintritt und als vergeben und gerechtfertigt und auf dem Weg zur ewigen Herrlichkeit präsentiert wird.

Diese Aussage macht einigen Leuten zu schaffen. Mir nicht, weil es so in der Bibel steht. Manchen Leuten allerdings schon. Sie sagen: „Das ist nicht richtig so. Es ist nicht richtig, zu behaupten, dass Gott Sünder unter großem Protest zu sich bringt. Das würde bedeuten, dass man sich nicht dagegen wehren kann, dass man sich dem nicht widersetzen kann, dass Gott euch übermannen und eure Freiheit missachten wird.“ Und es gibt viele, die behaupten, Gott würde unseren freien Willen nicht missachten. Ich höre das ständig. Gott wird unsere Entscheidungsfreiheit nicht missachten. Und sie wollen sagen: „Schau mal, Gott legt uns etwas sehr eindringlich nahe, das ist es, was er tut, und manchmal ist er wirklich sehr überzeugend. In vielen Fällen gibt er sehr starke Anregungen durch gute Prediger, die sehr überzeugend sind. Und wir können beten und Gott bitten, diese eindringlichen Anregungen zu intensivieren. Wir können Gott bitten, Menschen offen zu machen, ihre Herzen zu öffnen, ihnen die Scheuklappen abzunehmen und sie empfänglich zu machen, aber wir können sie nicht zwingen, zu ihm zu kommen. Wir können Gott bitten, ihnen die Gelegenheiten zu bieten und ihnen viele Informationen und Motivation zu geben. Aber am Ende bleibt es ihnen überlassen.“ Ein bedeutender Gelehrter, Norm Geisler, der in vielen seiner Schriften sehr hilfreich ist, hat ein Buch mit dem Titel Chosen But Free (~ Auserwählt aber frei) geschrieben und präsentiert darin die Realität der unwiderstehlichen Gnade oder dieser errettenden Berufung, dieser wirksamen Berufung, in seinen Augen als etwas, das Gott zu einem Diktator macht, mit einer Macht, die unsere Freiheit unter sich begräbt, indem sie uns in sein Reich zerrt.

Nun, all das ist in Wirklichkeit unnötig, weil die Schrift das nicht lehrt. Niemand wurde jemals gegen seinen Willen gerettet. Niemand wurde jemals unter lautstarkem Protest in das Reich Gottes geholt. Niemand wurde jemals errettet, der auf stur geschaltet hatte und sich dagegen wehrte. Die Schrift lehrt das nicht. Niemand wurde jemals gegen seinen Willen gerettet und das wird auch nie geschehen. Jeder, der errettet ist, ist das, weil er sich aktiv dafür entscheidet, das Evangelium zu glauben. Sie entscheiden sich sogar aus ganzem Herzen und ganzer Seele dafür, das Evangelium zu glauben. Niemand wird errettet, ohne dazu gewillt zu sein. Der Glaube ist ein Akt des Willens. Die Frage ist, was sie bereitwillig gemacht hat? Oder besser, wer sie bereitwillig gemacht hat? Waren sie es? War es der Prediger? Das ist es, was wir in einem solchen System schlussfolgern müssten. Irgendwie liegt es letztendlich an ihnen und irgendwie wurden sie bereitwillig, obwohl sie widerwillig waren, und irgendwo haben sie sich aus eigener Kraft hochgerappelt und wurden bereitwillig. Oder der Prediger hat ihren Widerstand zerstört und sie durch seine Predigten bereitwillig gemacht.

In Psalm 110 ist ein kurzer Vers versteckt, Vers 3 – ihr müsst ihn nicht nachschlagen, notiert ihn einfach. Dort steht: „Dein Volk ist voller Willigkeit am Tage deiner Macht.“ [Rev. Elberfelder] Wirklich gut. „Dein Volk ist voller Willigkeit am Tage deiner Macht.“ [Rev. Elberfelder] Kein Sünder wird jemals bereitwillig sein, wenn die Macht Gottes nicht über ihn kommt. Es gibt nichts Inhärentes in dem Sünder, um ihn aus freien Stücken bereitwillig zu machen. Es gibt nichts im Inneren des Sünders, selbst unter dem Einfluss der besten Bemühungen des Predigers, das ihn aus freien Stücken bereitwillig macht. Das geschieht nur, wenn Gottes Macht ihn bereitwillig macht. Ob ich mir dessen sicher bin? Absolut! Kein Sünder ist von sich aus fähig, bereitwillig zu sein. Ob ich euch das beweisen kann? Schlagt einmal Römer Kapitel 3 auf, nur ein paar kurze Abschnitte hier. Römer Kapitel 3. Ich denke immer, ich hätte genügend Zeit, aber ich hab nie genug. Römer 3,10: „Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner, der verständig ist, der nach Gott fragt.“ Das ist ziemlich allumfassend, nicht wahr? „Sie sind alle abgewichen, sie taugen alle zusammen nicht; da ist keiner [...], auch nicht einer! Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen betrügen sie; Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluchen und Bitterkeit, ihre Füße eilen, um Blut zu vergießen; Verwüstung und Elend bezeichnen ihre Bahn, und den Weg des Friedens kennen sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Augen.“ Ich würde sagen, das ist ein ziemlich trauriger Zustand. Das ist eine ziemlich deutliche Art zu sagen, dass das Herz des Menschen überaus trügerisch und bösartig ist. Niemand sucht Gott, niemand ist aus freien Stücken bereitwillig. Epheser 2,1 zeigt uns den Grund dafür: „Ihr [wart] tot […] durch Übertretungen und Sünden.“ Tote reagieren nicht. „… in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt; unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen.“ Das beschreibt euch. Es ist hoffnungslos. In 1. Korinther 2,14 heißt es: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit.“ Und in 2. Korinther 4,3-4 lesen wir: „Wenn aber unser Evangelium verhüllt ist, so ist es bei denen verhüllt, die verlorengehen; bei den Ungläubigen, denen der Gott dieser Weltzeit die Sinne verblendet hat, sodaß ihnen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus nicht aufleuchtet.“ Wir sind das sehr detailliert durchgegangen; das ist es, was wir mit totaler Verderbtheit meinen, die völlige Unfähigkeit des Sünders, bereitwillig zu sein. Kein Sünder, den man sich selbst überlässt, ist dazu fähig. Kein Sünder, den man sich selbst überlässt, ist bereit, zu verstehen, Buße zu tun, zu glauben, Gott zu wählen, Christus und das Heil zu wählen. Seine Korruption ist viel zu ausgeprägt und auf geistlicher Ebene zu systemisch. Wir können das nicht wählen. Wir können nicht danach streben. Der Sünder wird erst am Tag der göttlichen Macht bereitwillig. Gott muss seine souveräne Macht unter Beweis stellen, wenn er uns vorlädt und uns den Willen verleiht, zu glauben. Er muss uns bereitwillig machen. „Dein Volk ist voller Willigkeit am Tage deiner Macht.“ [Rev. Elberfelder]

Aber es ist nicht so, als ob der Sünder unter lautstarkem Protest käme und versuchte, sich dem zu widersetzen, denn wenn die Aufforderung, die Vorladung, kommt, wird der Sünder bereitwillig gemacht. Dann ist es sogar sein innigster Herzenswunsch. Wenn das Evangelium kommt, ist der Sünder begierig darauf, es anzunehmen. Als verlorene Sünder haben Menschen einen freien Willen. Ja, das stimmt. Ihr Wille ist … schaut sie euch an, schaut euch die Sünder an. Sie agieren ganz ungehindert. Und was tun sie? Sie entscheiden sich, zu sündigen. Sie wählen ihre Sünden quasi nach Gutdünken aus. Der verlorene Sünder hat einen freien Willen. Durch unsere Errettung haben wir zwar auch einen freien Willen, aber statt uns für die Sünde zu entscheiden, entscheiden wir uns für Christus. Der Unterschied liegt darin begründet, dass wir mit einem göttlichen Ruf dazu aufgefordert wurden. Jonathan Edwards sagte: „Was wir wählen, ist nicht wirklich vom Willen beeinflusst, als ob dieser ganz unabhängig existieren würde. Was wir wählen, wird in Wirklichkeit von unserem Verstand beeinflusst und was unser Verstand für das Beste hält. Übrigens ist der Verstand weder neutral noch objektiv, er ist korrupt. Wir entscheiden uns also für das, was der Verstand für das Beste hält. Wir haben die Freiheit, das zu wählen, was unser Verstand für das Beste hält, und ohne Gott und ohne Christus ist unser Verstand korrupt und hält die Sünde für das Beste. Wenn er mit Gott konfrontiert wird, hält der Verstand des Sünders es nie für eine gute Entscheidung, Gott zu folgen oder ihm zu gehorchen.“ Der Wille des Sünders ist nie darauf gerichtet, Gott zu wählen; nichts hält ihn davon ab, aber sein Verstand hält Unterordnung unter Gott und das Evangelium nicht für erstrebenswert. Sofern Gott also nicht die Gesinnung des Sünders verändert, wird unser Verstand uns immer dazu auffordern, gegen Gott und das Evangelium zu rebellieren. Und genau das tun wir. Der Sünder wird sich widersetzen, bis diese Art von Gnade aus dem Himmel kommt, eine himmlische Berufung. Mir gefällt die Vorstellung unwiderstehlicher Gnade nicht, denn „unwiderstehlich“ ist negativ besetzt und ich sehe es vielmehr als hartnäckige Aufforderung Gottes, nicht etwas Negatives. Und zweitens deshalb, weil unwiderstehliche Gnade überflüssig ist. Wenn Gnade ausschließlich von Gott kommt, dann ist sie unwiderstehlich, denn in Römer heißt es, dass Gott sagt: „Und wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig“; in 2. Mose ebenfalls. Das ist also per definitionem unwiderstehlich. Wenn Gott sich entscheidet, gnädig zu sein, dann geht das ganz und gar von ihm aus – mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Mir gefällt das Wort „unwiderstehlich“ also nicht, weil es negativ besetzt und überflüssig ist. Und drittens wird dadurch Gnade entweder übermäßig eingeschränkt oder unzulänglich definiert. Gnade ist sehr viel mehr als nur unwiderstehlich. Die Bibel nennt das nicht „unwiderstehliche Gnade“, sie nennt es eine „himmlische Berufung“, einen Aufruf zur Heiligkeit, einen Aufruf zur Heiligung, einen Aufruf zur Rechtfertigung, einen Aufruf zur Gemeinschaft mit den Sündern, eine Berufung in den Leib Christi. Und dieses Wort definiert das einfach unzureichend.

Wie wäre es damit, es einfach als „errettenden Ruf“ zu bezeichnen? Dadurch gerät dann euer Akrostichon vielleicht etwas durcheinander, aber was soll’s. Das ist Gottes Gabe an uns, erinnert ihr euch an Epheser 2,8-9? Epheser 2,8-9: „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“ Das Ganze ist eine Gabe Gottes. Das Ganze kommt als Gabe von Gott zu uns. Ich liebe diese Aussage in Philipper 1,29: „Denn euch wurde, was Christus betrifft, die Gnade verliehen, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.“ Euch wurde die Gnade verliehen, um Christi willen an ihn zu glauben. Der Ruf hat euch zum Glauben gebracht. Der Ruf hat euch zum Verständnis geführt. Er hat euch überführt, euch zur Buße und zum Glauben gebracht. Das ist eindeutig ein errettender Ruf und nichts anderes ergibt im Kontext der Schrift einen Sinn. Das ist wie bei Apostelgeschichte 13,48, wo wir lesen: „Und es wurden alle gläubig, die zum ewigen Leben bestimmt waren.“ Wie haben diejenigen, die zum ewigen Leben bestimmt waren, geglaubt? Weil Gott sie aus ihrer Unwissenheit heraus dazu berufen hat. Er hat sie aus ihrer Verwirrung heraus berufen. Er hat sie aus ihrer Finsternis heraus berufen. Er hat sie aus ihrer Verderbtheit heraus berufen, aus ihrer Sünde heraus, und diese Berufung war eine wirksame Berufung, die durch die Macht Gottes aktiviert wurde, welche sie in das Licht, in die Wahrheit, zur Buße und zum Glauben brachte.  Das ist wie Lydia in Apostelgeschichte 16,14, wo es heißt: „Und der Herr tat ihr das Herz auf.“ Ich liebe das einfach. Der Herr tat ihr das Herz auf. Das ist die wirksame Berufung. Der Herr öffnet den Verstand und das Herz und der Widerwillige wird bereitwillig. In Apostelgeschichte 18,27 heißt es: „[Paulus …] war eine große Hilfe für die, welche durch die Gnade gläubig geworden waren.“ Wir könnten es also einfach „Gnade“ nennen. Es ist Gnade, die in Wirklichkeit errettet. Es ist Gnade, die in Wirklichkeit errettet. Der Sünder kann seinen Willen nicht ändern, kann sich Gott nicht nähern. Erinnert ihr euch an Johannes 1, Vers 12? „Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“ Niemand würde sich aus freien Stücken dafür entscheiden, wenn Gott das nicht zuvor beschlossen und aktiviert hätte. Es liegt nicht daran, dass der Sünder plötzlich zur Vernunft kommt. Es liegt nicht daran, dass der Sünder durch kluge Predigten oder einen emotionalen Appell überredet wird; das sind alles nur trügerische Illusionen. Es liegt nicht daran, dass ihr so nett seid oder Jesus in so tollem Licht erscheinen lasst. Menschen werden vielmehr errettet, weil Gott sie vorlädt oder auffordert, und das tut er anhand der Verkündigung oder des Verständnisses des Evangeliums. Vergesst all den Unsinn, das Evangelium alleine ist es, das Gott verwendet, um den Sünder zu erwecken, und er macht ihn willig, wo dieser bisher immer widerwillig war.

Ich bin Mitglied einer Gruppe von Pastoren und Theologen, die sich die „Allianz bekennender Evangelikaler“ nennt, und sehr froh, dazuzugehören. Das ist eine eindrucksvolle Gruppe führender Theologen aus dem ganzen Land und ich fühle mich sehr geehrt, in ihrer Gesellschaft zu sein. Im Jahr 1996 veröffentlichte die Allianz bekennender Evangelikaler die sogenannte „Cambridge Erklärung.“ Darin steht Folgendes: „Ungerechtfertigtes Vertrauen in menschliche Fähigkeiten ist ein Produkt der gefallenen menschlichen Natur.“[1] Gute Aussage. „Ungerechtfertigtes Vertrauen in menschliche Fähigkeiten ist ein Produkt der gefallenen menschlichen Natur.“ Der einzige Grund dafür, dass wir denken, wir könnten uns aktiv dafür entscheiden, errettet zu werden, ist der, dass unser Denken korrumpiert ist. Es geht weiter mit der Aussage: „Dieses falsche Vertrauen erfüllt nun die evangelikale Welt; von einem Evangelium des positiven Selbstwertgefühls bis hin zu einem Gesundheits- und Wohlstandsevangelium von denen, die das Evangelium verwandelt haben in ein Produkt, das an Sünder als Konsumenten verkauft werden muss bis hin zu Anderen, die den christlichen Glauben lediglich als Wahrheit behandeln, weil es funktioniert […] Gottes Gnade in Christus ist nicht lediglich notwendig […] Gottes Gnade in Christus ist nicht lediglich notwendig, sondern sie ist die grundlegende Basis der Errettung. Wir bekennen, dass menschliche Wesen geistlich tot geboren sind, unfähig, auch nur der Wiedergeburt aus Gnade etwas hinzuzutun.“ In der Aussage heißt es weiterhin: „Wir bestätigen erneut, dass wir nur durch Gottes Gnade alleine vor seinem Zorn errettet sind. Es ist das übernatürliche Werk des Heiligen Geistes, das uns zu Christus bringt, uns aus der Verstrickung der Sünde befreit und uns vom geistlichen Tod zum geistlichen Leben auferweckt. Wir verwerfen, dass Errettung auf irgendeine Art und Weise ein menschliches Werk ist. Menschliche Methoden, Techniken und Strategien können diese Veränderung nicht bewirken. Glaube wird nicht erzeugt durch unsere nicht wiedergeborene, menschliche Natur.“[2] []

Ich liebe Hymnen. Gestern und heute habe ich Hymnen gelesen, habe die Psalmen im Versmaß gelesen, weil jemand mir eine Bibel aus dem Jahr 1672 gegeben hat, gut 330 Jahre alt. Und hinten in dieser Bibel hat jemand 150 Psalmen genommen, sie in ein sich reimendes Versmaß gesetzt, und ich lese das jetzt durch. Ich bin fest entschlossen, in den kommenden Jahren noch mehr Hymnen zu schreiben. Ich liebe einfach großartige Musik und einer meiner Lieblingskomponisten ist Charles Wesley – ihr müsst die Wesley-Brüder verstehen, sie waren Anti-Calvinisten. Und wisst ihr was? Die Calvinisten, gegen die sie waren, waren von einer ziemlich üblen Sorte. In den Tagen der Wesleys war der Calvinismus ziemlich korrupt geworden, er war grob und unnachgiebig, und viele Leute, die sich zum Calvinismus bekannten, waren alles andere als Christen. Aber Charles Wesley, der so viele Hymnen aus der Perspektive eines Arminianers oder Anti-Calvinisten schrieb, der an freien Willen und die Entscheidungsfreiheit des Sünders glaubte, wusste es trotz seiner Theologie besser, denn hört nur einmal auf das, was er schrieb. Ihr werdet es erkennen, es stammt aus einer Hymne, die er geschrieben hat und die sich „Kann es denn sein“ nennt. Ein Teil des Textes lautet wie folgt: „Gefangen lag schon lang mein Geist, gebunden in der Sünde Nacht. Du blickst mich an – die Nacht zerreißt, Licht leuchtet auf, ich bin erwacht. Die Fessel fällt, mein Herz ist frei. Ich stehe auf und komm herbei.“[3] [] Nur ein Calvinist würde das schreiben. Was? Na komm schon, Charles, gib's zu. Du bist ein Gefangener in Finsternis und in der Nacht, aber bis Gott nicht sein Licht leuchten ließ und deine Fesseln abfallen ließ, konnte sich nichts ändern. Das ist die Herrlichkeit dieser großartigen Wahrheit. Am Ende gebührt alle Ehre Gott.

Ich möchte jetzt zum Ende kommen. Im Laufe der Jahre haben wir hier mehrmals Dr. Jim Boice predigen hören, diesen überaus großartigen Diener Gottes, einen großartigen Gelehrten und Prediger, der ein überwältigendes Leben geführt hat. Und seine Bücher sind noch immer ein Segen für mich. Ich betrachte ihn definitiv als Mentor. R.C. Sproul sagte mir sogar eines Tages, dass der Tod von Jim Boice Gottes Gericht über Amerika war. Er hat ein großes Vakuum hinterlassen. Boice, der Hymnen liebt und selbst schrieb, schrieb etwas in eines seiner Bücher über John Newton. John Newton schrieb Oh Gnade Gottes wunderbar, das wir alle kennen, im Jahr 1779. Aber ich weiß nicht, ob ihr alle die vollständige Geschichte dieses Mannes kennt, der 1725 geboren wurde und 1807 starb. Ich möchte euch nur einen Auszug aus dem vorlesen, was Boice über ihn geschrieben hat. „Newton wurde in einem christlichen Haushalt groß, wo er die Verse der Bibel lernte. Seine Mutter starb jedoch, als er erst sechs Jahre alt war und er lebte fortan bei einem Verwandten, der die Bibel hasste und das Christentum verspottete. Newton lief fort zur Marine. In jenen Jahren war er wild und war dafür bekannt, zwei Stunden lang fluchen zu können, ohne sich jemals zu wiederholen. Er wurde gezwungen, in die britische Marine einzutreten, aber er desertierte, wurde gefasst und zur Strafe öffentlich geschlagen. Schließlich kam Newton zur Handelsmarine und ging nach Afrika. In seinen Memoiren schrieb er, dass er nur aus einem Grund nach Afrika ging. Zitat: ‚Damit ich bis nach Herzenslust sündigen kann‘. Newton schloss sich einem portugiesischen Sklavenhändler in Afrika an, in dessen Haus er grausam behandelt wurde. Dieser Mann zog oft zu Expeditionen aus, um Sklaven zu kaufen, und wenn er fort war, ging die Macht auf seine afrikanische Frau über, die oberste Frau seines Harems. Sie hasste alle weißen Männer und ließ ihren Hass an dem armen Newton aus. Er sagt, dass er monatelang gezwungen wurde, im Schmutz herumzuwühlen und sein Essen vom Boden zu fressen, wie ein Hund. Wenn er es berührte, wurde er gnadenlos verprügelt.“ Er musste also nur mit seinem Gesicht essen und durfte seine Hände nicht benutzen. „Nach einer gewissen Zeit machte sich Newton, dünn und ausgemergelt, auf den Weg zum Meer, wo er von einem britischen Schiff aufgegriffen wurde, das die Küste entlang nach England segelte. Als der Kapitän des Schiffs erfuhr, dass der junge Mann etwas von Navigation verstand, weil er in der britischen Marine gewesen war, machte er ihn zum Maat. Aber selbst dann geriet Newton in Schwierigkeiten. Eines Tages, als der Kapitän an Land war, holte Newton den Schiffsvorrat an Rum heraus und machte die ganze Besatzung betrunken. Er selbst war so betrunken, dass er, als der Kapitän zurückkehrte und ihn auf den Kopf schlug, über Bord fiel und ertrunken wäre, wenn einer der Segler ihn nicht schnell wieder an Bord gezogen hätte. Gegen Ende der Reise, als sie kurz vor Schottland waren, geriet das Schiff in eine Schlechtwetterfront und kam vom Kurs ab. Wasser lief rein und das Schiff begann zu sinken. Der junge Wüstling wurde nach unten geschickt, um Wasser abzupumpen. Der Sturm hielt mehrere Tage an. Newton hatte fürchterliche Angst. Er war sicher, das Schiff würde sinken und er würde ertrinken. Aber im Laderaum des Schiffs, wo er verzweifelt Wasser abpumpte, brachte der Gott aller Gnade, den er versucht hatte zu vergessen, der aber nie ihn vergessen hatte, ihm Bibelverse in den Sinn, die er als Kind zu Hause gelernt hatte. Der Weg des Heils eröffnete sich ihm, er wurde im Laderaum eines Schiffs wiedergeboren. Er war von Grund auf verwandelt und viel später, als er wieder in England war, begann Newton, Theologie zu studieren. Er wurde schließlich Prediger, zuerst in einer kleinen Stadt namens Olney, später in London. Über diesen Sturm schrieb William Cowper, der „wirklich einzigartige britische Dichter“, der ein enger persönlicher Freund von Newton wurde und mehrere Jahre mit ihm zusammenlebte, Folgendes. Cowper schrieb über den Sturm, in dem Gott Newton berief. Er schrieb Folgendes, ihr werdet euch an diese Worte erinnern. „Gott wandelt auf geheimen Fluren, um seine Wunder zu vollbringen; in das Meer setzt er seine Spuren, und reitet auf Sturmes Schwingen.“[4]

Und genau das tut er, sagt Boice. Newton war ein großartiger Prediger der Gnade, denn er hatte am eigenen Leib erfahren, dass Gnade umso mehr im Überfluss vorhanden war, je mehr die Sünde zunahm. Er ist der Beweis, dass die Gnade Gottes hinreichend ist, um jeden zu retten und dass Gott sie allein durch Gnade rettet.“ Und jetzt wisst ihr, dass John Newton, als er „Oh Gnade Gottes wunderbar hast du errettet mich“ geschrieben hat, erweckt wurde, als er den Ruf von Gottes Gnade vernahm. Und seitdem haben Scharen von Gläubigen Oh Gnade Gottes wunderbar gesungen und die Gnade angerufen, sowie Gott den Sünder zu sich ruft. Lasst uns die Köpfe zum Gebet neigen. 



[1] http://www.alliancenet.org/partner/Article_Display_Page/0,,PTID307086_CHID798774_CIID1411364,00ger.html

[2] http://www.alliancenet.org/partner/Article_Display_Page/0,,PTID307086_CHID798774_CIID1411364,00ger.html – übersetzt von Hagen Leverenz

[3] http://selected-band.de/Liedtexte/index.html– deutsche Übersetzung: Christoph Klaiber

[4] http://gedichte.xbib.de/--114843_25384_38687_75708_105093--.htm – Die deutsche Gedichtebibliothek

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